Schlaf gilt seit langem als wichtiger Faktor für das körperliche und psychische Wohlbefinden. Eine neue Untersuchung der Universität Stanford liefert nun Hinweise darauf, dass nicht nur die Schlafdauer, sondern auch der Zeitpunkt des Zubettgehens entscheidend für die mentale Gesundheit im Alter sein kann.
Demnach sollten Menschen unabhängig vom Chronotyp möglichst vor 1 Uhr morgens schlafen. Für die Studie analysierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit dem Mental Illness Research Education and Clinical Center die Daten von rund 74.000 Personen mit einem Durchschnittsalter von 63,5 Jahren. Neben Befragungen zu Schlafgewohnheiten wurden Gesundheitsakten ausgewertet und die Probanden eine Woche lang per Aktivitätentracker überwacht. Dabei teilte man sie in Frühschläfer, Spätschläfer und eine mittlere Gruppe ein.
Das Ergebnis: Personen, die regelmäßig erst nach 1 Uhr einschlafen, wiesen eine 20 bis 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Depressionen oder Angststörungen auf. Studienleiter Jamie Zeitzer erklärt, für sogenannte „Nachteulen“ könne es gesundheitlich sogar vorteilhafter sein, den natürlichen Rhythmus zu verschieben, um früher ins Bett zu gehen.
Die „Mind after Midnight“-Hypothese
Die Forschenden verweisen auf die sogenannte „Mind after Midnight“-Hypothese. Sie besagt, dass das Gehirn nach Mitternacht unter anderem durch veränderte Hormonausschüttungen anfälliger für negative Gedanken, impulsive Entscheidungen und riskantes Verhalten wird. Dies könne zu Problemen wie Selbstmordgedanken, Gewalt oder Substanzmissbrauch beitragen.
Konkrete Ursachen für den Zusammenhang konnte die Untersuchung nicht abschließend bestimmen. Eine verkürzte Gesamtschlafdauer könnte eine Rolle spielen, psychische Vorerkrankungen als alleinige Erklärung schließen die Forschenden jedoch aus.
Tipps für besseres Einschlafen
Um leichter zur Ruhe zu kommen, empfehlen Schlafexperten folgende Maßnahmen:
- Abendliche Ruhephase: Körper und Geist auf den Schlaf einstimmen, zum Beispiel mit einem Spaziergang oder Lesen.
- Blaues Licht vermeiden: Smartphones und Tablets möglichst meiden, da deren Licht den Tag-Nacht-Rhythmus stört.
- Einschlafrituale etablieren: Gleichbleibende Abläufe signalisieren dem Körper Schlafenszeit.
- Regelmäßiger Schlafrhythmus: Feste Zeiten unterstützen die innere Uhr.
- Auf Alkohol verzichten: Dieser kann den Schlaf unterbrechen und die Erholung mindern.
Die Studie empfiehlt, den Schlaf möglichst vor 1 Uhr zu beginnen, um die psychische Gesundheit langfristig zu fördern. Gerade Menschen mit später Einschlafgewohnheit könnten von einer Anpassung ihres Rhythmus profitieren – auch wenn dies der eigenen Vorliebe widerspricht.